Interdisziplinäre Koordinierungsstelle häusliche Gewalt für die Region Braunschweig

Die Interdisziplinäre Koordinierungsstelle häusliche Gewalt für die Region Braunschweig ist eine interdisziplinäre Kooperationsgemeinschaft von 51 fachlichen Organisationen, Institutionen und Einrichtungen in der Region Braunschweig, die in unterschiedlicher Weise mit dem Problem der häuslichen Gewalt konfrontiert sind. Sie hat die Aufgabe und bietet die Möglichkeit, die unterschiedlichen wichtigen Fachexpertisen zu bündeln, um die Unterstützung und Beratung von Betroffenen häuslicher Gewalt voran zu treiben.

Ziel der Kooperationsvereinbarung ist es, die mit dem Problem der Intervention und Prävention von häuslicher Gewalt befassten Institutionen und Organisationen zusammenzubringen. So werden Synergieeffekte erreicht, die es ermöglichen, die gemeinsamen Interventionen, Maßnahmen und Vernetzungsstrukturen für die Region Braunschweig fortzuentwickeln und Impulse für Verbesserungen zu initiieren.

IM MITTELPUNKT DER KOOPERATION STEHT DIE NACHHALTIGE UND WIRKSAME UNTERSTÜTZUNG VON BETROFFENEN HÄUSLICHER GEWALT

 

Broschüre der iKOST HG

Koorperation und Ziele

Die Kooperationsvereinbarung wurde am 15.08.2018 gezeichnet.
Zur Steuerung der Zusammenarbeit ist eine Koordinierungsstelle eingerichtet worden, die die gemeinsamen
Aufgaben und Maßnahmen strukturiert und initiiert.

Gewährleistung von Fortentwicklung und Verbesserung von Rahmenbedingungen und Strukturen, die den umfassenden Schutz und die ausreichende Unterstützung von Gewalt betroffener Personen ermöglichen.
(Fort-)Entwicklung von Standards für die Zusammenarbeit bei Fällen von häuslicher Gewalt.
Etablierung eines regionalen Abstimmungs- und Informationsprozesses zu Arbeitsweisen, Aufgaben und gemeinsamer Ausrichtung vernetzter Interventionen.
Bündelung und Vertretung gemeinsamer Interessen und Forderungen in überregionalen und landesweiten Gremien und Fachebenen.
Vertragspartner
Aktuelle Projekte
Hochrisikomanagement

Ziel ist es ein strukturiertes flächendeckendes einheitliches interdisziplinäres Fall- und Hochrisikomanagement aufzubauen, an der nicht nur als Ersteinschreiter die Polizei, sondern auch alle anderen Kooperationspartner beteiligt sind und für die Region Braunschweig einheitliche Standards geschaffen werden.

Täterberatung

Initiativen zur Täterberatung werden durch die Projektgruppe mit dem Ziel vorangetrieben, für die Region Braunschweig ein flächendeckendes Angebot für Täterberatung zu schaffen. Täterberatung verfolgt das vorrangige Ziel Gewalthandeln und erneute Viktimisierung gegenüber (Ex-)Partner/innen zu verhindern. Die Täterarbeit gehört damit zu den wichtigen Bausteinen der Präventionsarbeit gegen häusliche Gewalt. Neben den landeseingerichteten Stellen in Wolfenbüttel und Peine sind nun in 2019 Braunschweig sowie Wolfsburg/Gifhorn/Helmstedt als Verbund hinzugekommen. Die iKOST HG bemüht sich nun um eine Initiierung der Täterberatung im Südbereich (Harz) der Region Braunschweig.

Fortbildung

Durch die Projektgruppe Fortbildung werden Seminare und Workshops zum Thema Häusliche Gewalt organisiert. Die erste Veranstaltung fand am 19.02.2020 in Kooperation mit der Ärztekammer Braunschweig statt. Es waren ca. 140 Teilnehmer/innen aus den medizinischen Berufen wie niedergelassene Ärzte, Klinikärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Pflegepersonal aus den Notaufnahmen sowie Rettungsdiensten der Region Braunschweig anwesend.
Weitere Veranstaltungen sind in Planung, hier als Beispiel Fortbildungen zum Thema Häusliche Gewalt im Kontext Schule für Lehrpersonal und Schulsozialarbeit aller Schulformen sowie Kindertagesstätten.

Datenschutz

Eine effektive Zusammenarbeit einzelner Behörden und Institutionen setzt die Übermittlung von Erkenntnissen über persönliche und sachliche Verhältnisse der Tatbeteiligten (Störer und Opfer) oder auch von Tatbetroffenen (z.B. Kindern oder Dritten) an andere Stellen voraus.

Gerade für die Informationsübermittlung in Fallkonferenzen und für die Zusammenarbeit mit Dritten ist der Datenaustausch der beteiligten Stellen für eine effektive Aufgabenerfüllung von grundlegender Bedeutung.

In der Projektgruppe werden die Übermittlungsvoraussetzungen und Möglichkeiten erhoben und zusammengefasst.

Die erste Auflage der Handreichung zum Thema Datenschutz in Fällen Häuslicher Gewalt finden Sie hier:

Handout Datenschutz iKOST HG BS_Fassung vom 09_11_2022

Öffentlichkeitsarbeit

Die Sprecher*innengruppe vertritt die iKOST HG in allen Belangen nach außen. 

StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt

Ziel ist die flächendeckende Initiierung des Konzeptes von "StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt" in der Region. Das Konzept basiert auf gewaltpräventive Gemeinwesenarbeit. Ziele von StoP sind die Enttabuisierung sowie ein offener Umgang mit dem Thema Partnergewalt in der Gesellschaft. Außerdem sollen die lokalen sowie sozialen Nahräume in der Nachbarschaft genutzt werden, um bei Not- oder Verdachtsfällen frühzeitig eingreifen zu können. Die Menschen im Stadtteil werden aktiviert und als Wissensmultiplikator*innen verstanden, die Zivilcourage und Interventionsbereitschaft zeigen. Somit soll Partnergewalt nicht mehr erduldet, verschwiegen oder ignoriert werden.

Homepage: https://stop-partnergewalt.org/wordpress/

Häusliche Gewalt und psychisch erkrankte Menschen

Das Hilfsangebot für psychisch kranke Menschen in der Region Braunschweig weist noch viele Lücken auf, wenn es im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt steht und Menschen von beidem betroffen sind.

Akut psychisch erkrankte Frauen bedürfen zusätzlich zum Schutz vor dem Gewalttäter und zusätzlich zu einer psychosozialen Betreuung, weiterer individueller Begleitung und psychiatrischer Behandlung, die meist zunächst in einem stationären Fachkrankenhaus oder ambulant über sozialpsychiatrische Fachpflege ausgeführt werden muss.

Auch im Rahmen der Täterarbeit mit Männern, die Gewalt ausgeübt haben und psychisch erkrankt sind, muss vor Beginn sozialer Trainingskurse, eine psychiatrische Behandlung oder die Angliederung an psychiatrische Hilfssysteme erfolgen.

Ziel soll deshalb sein, mit Akteur*innen aus dem Bereich der Schutzeinrichtungen und der ambulanten psychiatrischen Versorgung, sowie mit Ärzt*innen aus dem Bereich Neurologie/Psychiatrie und dem Sozialpsychiatrischen Dienst der Kommunen, die Fortentwicklung und Verbesserung von Rahmenbedingungen und Strukturen, die den umfassenden Schutz und die ausreichende Unterstützung von Gewalt betroffenen Frauen ermöglichen, zu erreichen. Es sollen Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, Beratungsangebote gebündelt und in einem Beratungsführer aufgelistet werden, damit alle Akteur*innen, die mit häuslicher Gewalt und dem Erscheinungsbild psychischer Erkrankung zu tun haben, mehr Handlungssicherheit erhalten.